Erläuterungen zur deutschen Islandpferdezucht mit Leitfaden zur Bürokratie im Islandpferdezuchtbereich
Für den deutschen Züchter erscheinen die Vorgaben im Zuchtbereich für Islandpferde insbesondere deshalb so verwirrend, weil es in Deutschland hinsichtlich züchterischer Belange bei Islandpferden mit der FN als Dachorganisation der tierzuchtrechtlich anerkannten Zuchtverbände und dem IPZV e. V., dem „Fachverband für die Rasse Islandpferd“, zwei unterschiedliche Anlaufstellen /Dachorganisationen gibt. Weitere Zuständigkeiten des IPZV sind die nationalen Leistungsprüfungen, die internationale Zusammenarbeit mit dem Mutterland über die FEIF und die Koordination der Nutzung der weltweiten Datenbank Worldfengur.
Diese verschiedenen Zuständigkeiten im Zuchtbereich der deutschen Islandpferde erscheinen manchem Züchter verwirrend, nicht zuletzt bedingen sie auch unterschiedliche Formulare.
Zur Historie der FN-angeschlossenen Zuchtverbände FN:
In Europa sind die tierzuchtrechtlöich anerkannten Zuchtverbände zuständig für die Pferdezucht. Aufgaben eines Zuchtverbandes sind die Stutbuchführung inkl. der Fohlenregistrierung und Ausstellung von Zuchtbescheinigungen, die Zuchtleitung, das Organisieren und Durchführen von Selektionsmaßnahmen und die Unterstützung der Vermarktung der Pferde. Die FN als Dachorganisation koordiniert die züchterische Arbeit der Mitgliedszuchtverbände. Insgesamt sind unter dem Dach der FN 5400 Zuchtstuten und 870 Hengste der Rasse Islandpferd in den Mitgliedsverbänden eingetragen.
Die Aufgabe der Zuchtverbände umfasst somit auch die Vergabe der Lebensnummern und die eindeutige Kennzeichnung der Pferde. Neben der Registrierung und der Aufnahme der Fohlen, deren Kennzeichnung und Identifizierung erfolgt hierüber auch die Gewährleistung der Reinrassigkeit und das Ausstellen sämtlicher Papiere, die zu einem Pferd gehören, also auch die Equidenpässe und Eigentumsurkunden.
Weiterhin obliegt es den deutschen Zuchtverbänden die Zuchtbücher für Hengste und Stuten einer Rasse zu führen. Hierzu gehört auch die Eintragung der Pferde in die richtige Klasse des Zuchtbuches (Hengstbuch I, Hengstbuch II, Stutbuch I, Stutbuch II) und in die Prämienbücher. In diesem Zusammenhang ist sehr erwähnenswert, dass lediglich Fohlen Zuchtbescheinigungen erhalten, wenn beide Eltern in dem Zuchtbuch für die Rasse Islandpferd eingetragen sind.
Hierzu gehört somit auch das Kören der Hengste und das Besichtigen und Eintragen der Stuten in die Stutbücher; über das Registrieren und die Kennzeichnung der Fohlen wurde bereits gesprochen.
Die Eintragungsbedingungen in die verschiedenen Klassen der Zuchtbücher sind in Deutschland einheitlich und bindend formuliert in dem Zuchtprogramm für das Islandpferd in der sog. ZVO (Zuchtverbandsordnung) der FN, die gemeinsam von den Zuchtverbänden verabschiedet wird im Rasseparlament und in der Jahreshauptversammlung der FN. Die Unterteilung des Zuchtbuches in die verschiedenen Klassen variieren in den verschiedenen Staaten Europas. Wichtig ist, dass gemäß dem europäischen Recht keine Zuchtpferde diskriminiert werden und somit alle rassereinen Zuchtpferde ein Recht auf Eintragung in die Hauptabteilung haben.
Ein Islandpferdezüchter muss daher für die Eintragung seiner Zuchtpferde und um Zuchtbescheinigungen für seine Fohlen zu erhalten in einem Zuchtverband Mitglied sein. Bezüglich Gebühren und organisatorischen Abläufen ergeben sich teilweise kleinere regionale Unterschiede, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll.
IPZV e.V. Islandpferde-Reiter- und Züchter-Verband
Der IPZV ist die Vereinigung der deutschen Islandpferdereiter aller Sparten (Freizeit, Sport, Jugend etc.) und der deutschen Islandpferdezüchter. Die Gründung erfolgte 1967, heute ist der IPZV e.V. Deutschland mit 22.000 Mitgliedern der mitgliederstärkste Verband aller europäischen und überseeischen Islandpferdeverbände. Der Verband ist gemeinnützig, er kümmert sich um alle nationalen und internationalen Belange rund um das Islandpferd. Die erarbeiteten Regelwerke für die Prüfungen in Zucht und Sport, die Ausbildung im Islandpferdereiten, sowie die Ausbidlung der Sport-, Zucht- und sonstigen Prüfungsrichter haben dank der Kompetenz der Verantwortlichen in den einzelnen
Ressorts (Sport, Jugend, Zucht, Richten, Breitensport, Ausbildung etc.) ein sehr hohes Niveau. Der IPZV e.V. gilt deshalb als Fachverband für die Rasse Islandpferd.
Das Regelwerk für alle Bereiche rund um das Islandpferd ist zusammengefasst in der sogenannten IPO, der Islandpferde-Prüfungs-Ordnung. Die IPO wird ständig überarbeitet, weiter entwickelt und angepasst nicht zuletzt auch an internationale Vorgaben aus der FEIF (internationale Vereinigung der Islandpferdefreunde).
Island als Mutterland der Rasse hat sich der FEIF angeschlossen, alle Belange bezüglich der Umsetzung des Rassestandards und der Leistungsprüfungen für gerittene Pferde werden in den Gremien der FEIF betreut, entwickelt und abgestimmt.
Ein Islandpferd gilt per definitionem dann als reinrassig, wenn sein Abstammung bis ins Mutterland Island zurück verfolgt werden kann. Die Förderung der Reinzucht des Islandpferdes ist Bestandteil der Satzung des IPZV e.V. Das entsprechende Engagement des Verbandes findet seinen Niederschlag einmal in der internationalen Zusammenarbeit mit der FEIF, zum anderen in den Zuchtprüfungen für Islandpferde und in der qualifizierten Ausbildung der deutschen Islandpferde -Materialrichter. In den nationalen Materialprüfungen werden ungerittene Islandpferde aller Altersklassen beurteilt. Die gerittenen Pferde werden nach dem internationalen System FIZO von Richtern geprüft, die zusätzlich zu der nationalen Ausbildung auch international ausgebildet und geprüft sind. Alle Materialrichter des IPZV sind verpflichtet, regelmäßig jährliche Fortbildungen zu besuchen, um den Züchtern ein möglichst hohes Niveau in der Beurteilung der Zuchtpferde zu gewährleisten.
Kooperation zwischen dem IPZV und der FN:
Die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen dem IPZV e. V. und den Zuchtverbänden der FN ist ein in den 70er Jahren geschlossener gültiger Vertrag zwischen dem IPZV e.V. und der FN. Hiernach unterstützt der IPZV die Arbeit der einzelnen tierzuchtrechtlich anerkannten Zuchtverbände bezüglich der Betreuung der Rasse Islandpferd. Zudem fungiert der IPZV ein wichtiges Bindeglied zwischen der FEIF und den Zuchtverbänden.
Der IPZV e.V. übernimmt nach Vertrag als Fachverband die Entwicklung von Materialprüfungen und die Durchführung der erforderlichen Leistungsprüfungen in den verschiedenen Altersklassen mit seinen IPZV-Materialrichtern.
In vielen deutschen Zuchtverbänden der FN sind die Islandpferde inzwischen eine sehr große Rassegruppe, bei manchen Zuchtverbänden hat die Rasse Islandpferd sogar die größten Zuwachsraten im Kleinpferdebereich. Zwischen beiden Verbänden herrscht daher gerade auf der Ebene der Landesverbände eine intensive, konstruktive Zusammenarbeit im Rahmen der gleichen Zielsetzung bei der Betreuung der Rasse Islandpferd.
Nationale IPO-Prüfungen und deren Bedeutung:
Die nationalen ungerittenen Zuchtprüfungen nach IPO liegen in erster Linie in der Verantwortung der Materialrichter des IPZV e.V. Die hierüber vergebenen Noten und Bewertungen der Pferde dienen den Zuchtverbänden der FN als Grundlage für die Eintragung der Stuten und Hengste in die Zuchtbücher sowie für die Körentscheidungen.
Eine Ausnahme in diesem Breich gibt es im Bereich der Basisprüfungen für die Stuten, die auch von den Zuchtleitern der FN-angeschlossenen Zuchtverbände vorgenommen werden können. Die Ergebnisse der Basisprüfungen sind wiederum Voraussetzung für eine Eintragung in das Stutbuch. Diese IPO-Prüfungen des IPZV e.V. sind nicht nur anerkannt von den Zuchtverbänden der FN, sie werden auch häufig in Zusammenarbeit des IPZV mit den Zuchtverbänden durchgeführt. In dieser Zusammenarbeit zwischen dem IPZV und den FN-angeschlossenen Zuchtverbänden kommt den von den IPZV-Mitgliedern gewählten Landeszuchtwarten eine wichtige Rolle zu bei der Organisation solcher
Prüfungen und in der Aufrechterhaltung dieses Synergieeffektes.
IPO, Unterschied zum internationalen Bereich:
Ein anerkanntes Prüfungssystem für ungerittene Pferde wie Jungpferde und Fohlen gibt es flächendeckend nur in Deutschland. Letztendlich resultieren die Erfahrungen
in diesem Bereich aus der historischen Erfahrung der deutschen Zuchtverbände in der Selektion der Nachzucht der gezüchteten Pferde in unserem Land.
International werden diese Prüfungen diskutiert und teilweise werden deutsche Erfahrungen in anderen Ländern probeweise angewandt.
FEIF, FIZO und BLUP:
Die internationale Betreuung der Rasse Islandpferd erfolgt wie bereits erwähnt im Gegensatz zu anderen Pferderassen in Deutschland nicht durch die FN, sondern
allein durch den IPZV e. V. als Anschlußmitglied der FEIF. Von der FEIF wurde in Zusammenarbeit mit dem Mutterland Island eine internationale Materialprüfung
entwickelt, die FIZO-Prüfung. Die FIZO überprüft eine umfangreiche Anzahl von Merkmalen eines Islandpferdes in Bezug auf das Gebäude, die Gangveranlagung
und den Charakter und das Temperament. In allen Mitgliedsländern der FEIF wird sie nach demselben Schema durchgeführt, alle FIZO-Richter werden nach denselben
Bedingungen ausgebildet, geprüft und fortgebildet. Dadurch wird für alle Islandpferde weltweit derselbe Standard für eine gerittene Zuchtprüfung vorgegeben und die
internationale Vergleichbarkeit aller geprüften Islandpferde erreicht.. Die FIZOPrüfung und die Faktoren für die einzelenen Merkmale werden ständig überprüft,
weiter entwickelt und betreut von der FEIF in deren Gremien in Abstimmung mit den Vorgaben des Mutterlandes Island.
Eine andere gerittene Materialprüfung für Islandpferde wird in Deutschland zur Zeit nicht durchgeführt. Dies ist auch in der ZVO (Zuchtverbandsordnung der
Zuchtverbände der FN) so fixiert.
Die FIZO ermöglicht über ihre internationale Vergleichbarkeit die Zuchtwertschätzung (BLUP) für viele Merkmale eines jeden Islandpferdes sowohl im Gebäude wie auch
bei den Reiteigenschaften. Die Ergebnisse der FIZO-Prüfungen werden in der internationalen Datenbank für Islandpferde, dem Worldfengur, dokumentiert. Einmal
im Jahr, im Herbst nach der Beendigung der“FIZO-Saison“, wird für alle im WF registrierten Pferde eine neue Zuchtwertschätzung durchgeführt. Diese Zuchtwertschätzung (BLUP) umfasst eine Vielzahl von Gebäude- und Reiteigenschaftsmerkmalen. Die Prüfungsergebnisse der FIZO-Prüfungen fließen hier naturgemäß mit ein. Über die Zuchtwertschätzung bekommt der Züchter nebender Zuchtwertschätzung für die einzelnen Merkmale auch über die Höe des errechneten Wertes eine Information über die Erbsicherheit der einzelnen Merkmale eines Pferdes. Die errechneten BLUP-Werte sind für die Züchter von daher eine wertvolle Hilfe bei den Zuchtentscheidungen. Gleichwohl ist das wichtigste Hilfsmittel für einen Züchter immer noch die Begeisterung für ein Pferd und die züchterische Intuition.
Worldfengur:
Über den Eintrag eines Islandpferdes in diese internationale Datenbank und die damit verbundene Vergabe der FEIF-ID-Nummer wird die Reinrassigkeit eines Islandpferdes gesichert über das Zurückverfolgen der Abstammung des Pferdes bis zum Mutterland Island. Diese Datenbank mit ihren vielfältigen Informationen kann von allen IPZV-Mitgliedern kostenlos genutzt werden, ein entsprechender Antrag an die Geschäftsstelle des IPZV ermöglicht den kostenlosen Zugang. Auch den Zuchtverbänden der FN steht die Datenbank nach Vertrag mit dem IPZV zur Nutzung in allen Bereichen der Islandpferdezucht zur Verfügung.
Neben der ständigen Fortentwicklung der Rasse Islandpferd über die Arbeit mit dieser Datenbank und den Austausch in den internationalen Gremien ist das
kontinuierliche Einpflegen von von Ergebnissen von FIZO-Prüfungen und der daraus resultierenden Ergebnisse und Erkenntnisse ein wesentlicher Bestandteil der
Aktualität des WF. Zur Information: Die Ergebnisse der FIZO-Prüfungen sind über ihre Online-Registrierung eng verbunden mit der die internationalen Datenbank
Worldfengur.
Die hier aufgezeigten Möglichkeiten der Nutzung sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten für die Züchter zur Information rund um die Bereiche des Islandpferdes
und die Nutzung der Datenbank WF. Die Optionen der Zuchtwertschätzung wurden bereits weiter oben erläutert.
Ressort-Zucht des IPZV e.V.:
Das Ressort-Zucht ist das Fachgremium innerhalb des IPZV e.V. für die Züchter und den Zuchtbereich des Verbandes. Züchter, die gleichzeitig Mitglied im IPZV sind (das
dürfte die Mehrzahl der Islandpferdezüchter in Deutschland sein), werden national betreut in den Landesverbänden des IPZV e.V. über die von den Mitgliedern in den
Landesverbänden gewählten Landeszuchtwarte. Einige Landesverbandszuchtwarte werden durch Ortsvereinszuchtwarte auf der unter der Landesverbandsebene
liegenden Ortsvereinsebene Ebene unterstützt.
Die Arbeit der Landeszuchtwarte erfolgt über die Zusammenarbeit im Ressort Zucht des IPZV unter der Leitung des Ressortleiters Zucht. Dieser wird von der Gesamtheit
der Mitglieder des IPZV für den Zuchtbereich alle 4 Jahre gewählt. Von dem Ressortleiter Zucht werden neben den Landeszuchtwarten weitere kompetente
Fachleute hinzuberufen, diese vervollständigen das Fachgremium für den Zuchtbereich des IPZV e.V.
In diesem Fachgremium wird über gefasste Beschlüsse und in Zusammenarbeit mit weiteren Gremien (Richten, Ausbildung) und der Abstimmung mit dem Präsidium
sowie dem Länderrat des IPZV der gesamte Zuchtbereich des deutschen Islandpferdes gestaltet und fortentwickelt bis hin zur Weiterleitung an die FN und an
die FEIF.
Praktischer Ratgeber für den Züchter